Weltkarte mit der Reiseroute (1779–1691), nach Dampiers Angaben in Kupfer gestochen von seinem Freund Herman Moll. Illustration aus dem Buch »Neue Reise um die Welt« von William Dampier.
William Dampier: Neue Reise um die Welt.
Ein Pirat erforscht die Erde.
»Diese Aufzeichnungen sind ihm inzwischen zum eigentlichen Schatz geworden. Mit der Leidenschaft eines Forschers führt Dampier Tagebuch; und seit seinen ersten Beutezügen in der Karibik hat es sich der Freibeuter angewöhnt, diese Notizen auch sorgfältig vor den Unbilden des Wetters zu schützen. Seine Reiseberichte werden später ein eigenes literarisches Genre begründen; Dampiers Abenteuer werden zu Romanen wie ›Robinson Crusoe‹ und ›Gullivers Reisen‹ anregen.« (Matthias Glaubrecht im »Tagesspiegel« vom 8.3.2015)
1675 gerät William Dampier, der tatendurstige Sohn einer englischen Bauernfamilie, in einer mexikanischen Bucht in die Gesellschaft der Freibeuter. Die bunte Mischung von Abenteurern aus aller Herren Länder hatte jahrzehntelang spanische Schiffe und Orte attackiert, aber nach dem Frieden von Madrid musste sie sich unauffällig verhalten, um nicht am Galgen zu enden. Mit ihnen fällt er Blutholzbäume für den Export nach England und macht in den Pausen dieser schweren Arbeit seine ersten Aufzeichnungen. Ohne Vorbildung beschreibt er Orte, Pflanzen und Tiere auf eine so wissenschaftliche und verständliche Weise, wie es vor ihm noch niemand getan hatte, und vergisst dabei nie, ihren Nutzen für die Seefahrer abzuwägen. Nichts ist ihm dabei zu gering, ausgiebig untersucht zu werden, und niemals endet seine Neugierde.
Der Konflikt mit den Spaniern aber endet nicht mit dem Friedensschluss, zumal die Holzfäller ihre Arbeit mitten im spanischen Vizekönigreich Mexiko verrichten. Der erste Raubzug, an dem sich Dampier beteiligt, auf der Landenge von Panama, fällt mager aus. In der Folge suchen sich die Freibeuter neue Ziele, erst in der Karibik, nach der Umsegelung von Kap Hoorn dann entlang der amerikanischen Westküste auf der vergeblichen Jagd nach der reich beladenen Manila-Galeone. Mit dem Monsun folgen sie ihr nach Asien und umrunden letztendlich sogar die ganze Erde.
Australische Briefmarke aus dem Jahr 1966 zu Ehren von William Dampier (* August 1651; † März 1715).
In den acht Jahren seiner ersten Weltumsegelung von 1683 bis 1691 reift in Dampier die Idee, seine hart erarbeiteten Kenntnisse in der Heimat zur eigenen Resozialisierung einzusetzen. Um die blutigen Einzelheiten bereinigt und dem Vorsitzenden der Royal Society gewidmet, erscheint 1697 in London der erste Teil seines Berichts – und wird ein Bestseller. Als Lohn erhält Dampier von der Royal Navy den Auftrag zu seiner nächsten Fahrt: Als Kapitän der HMS Roebuck soll er die Küsten Australiens erforschen. Zweieinhalb Jahre dauert diese Reise, die ihn nach Australien, Neuguinea und Timor führt und mit einem Schiffbruch auf Ascension und weiteren wissenschaftlichen Meriten endet.
William Dampier kombinierte ein verwegenes Leben voller Abenteuer mit bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungen. Der Einfluss, den seine Bücher auf Naturwissenschaft, Literatur und Gesellschaft genommen haben, ist immens, ihre Wirkung auf spätere Reisende und die Entwicklung der Forschungsliteratur insgesamt sogar prägend. Seiner neugierigen, präzisen und vorurteilslosen Betrachtungsweise verdanken wir eines der bedeutendsten naturwissenschaftlichen Grundlagenwerke, das hier nach 300 Jahren endlich wieder verfügbar ist.
Die Arbeiten von Charles Darwin (während seiner Reise mit der Beagle), Alexander von Humboldt (bei seiner Erkundung der südamerikanischen Westküste), James Cook (während seiner Erforschung der australischen Küsten), William Bligh (bei seinem Versuch, mit der Bounty Brotfruchtbäume in die Karibik zu schaffen), Daniel Defoe und Jonathan Swift (beim Verfassen ihrer Romane »Robinson Crusoe« und »Gullivers Reisen«) und vieler weiterer Forscher, Seefahrer und Künstler beruhen direkt auf den Erkenntnissen, die Dampier in diesem Werk aufgezeichnet hat.
Der Band enthält auf 1024 Seiten in aktueller Typographie den vollständigen Umfang der beiden Bände von 1697 (auf Deutsch erschienen 1702 als »Neue Reise um die Welt«) und 1699 (1703, »Der Reise um die Welt anderer Theil«) mit allen Abbildungen, einem ausführlichen Register sowie zahlreichen Erläuterungen und Kurzbiographien der vom Autor erwähnten Personen.
»So hatte ich schon auff dem Schiffe die Vorsichtigkeit gebraucht und eine grosse Schachtel von Bambo aufs beste an beyden Enden mit Wachs verkleibet, daß kein Wasser hineindringen kunte, in welcher ich denn mein Tage-Buch und andere Schrifften gantz trucken behielt, ob ich gleich offte schwimmen muste.« (William Dampier)
»L’Hippopotame oder Meer-Pferdt.« Illustration aus dem Buch »Neue Reise um die Welt« von William Dampier. Das Motiv ist auch als kostenlose Postkarte beim Verlag erhältlich.
Hier können Sie Probekapitel und Buchbesprechungen herunterladen:
Mit Muskete und Malstift. (Matthias Glaubrecht im »Tagesspiegel« vom 8.3.2015 zum 300. Todestag von William Dampier)
William Dampiers Vermächtnis. (Text von Matthias Glaubrecht in der »Naturwissenschaftlichen Rundschau«, Heft 2/2016, zum 300. Todestag von William Dampier)
Bibliografische Angaben und Preise:
William Dampier: Neue Reise um die Welt. Ein Pirat erforscht die Erde.
13,5 x 20,5 cm, 1.024 Seiten, in Leinen gebunden, im Schutzumschlag. Berlin 2012.
Der Band enthält den ungekürzten Inhalt der beiden zusammengehörenden Bücher von 1702 (»Neue Reise um die Welt«) und 1703 (»Der Reise um die Welt anderer Theil«), mit allen Abbildungen, einem ausführlichen Register sowie zahlreichen Erläuterungen und Kurzbiographien der vom Autor erwähnten Personen.
ISBN 978-3-941924-02-4, Preis 49,00 Euro (Deutschland).
Die Preise für den Verkauf in andere Länder betragen: 50,40 Euro nach Österreich und in die restliche EU und 59,00 sFr in die Schweiz.