»Von Pückler-Muskau kommt, sieht und schreibt. Und wie er das tut. Man liest mit wachsendem Vergnügen in einer Wiederentdeckung, für die der ›Verlag der Pioniere‹ verantwortlich zeichnet: ideale Vorurlaubslektüre, freundliche Einladung zur analogen Begegnung mit fremden Menschen und Ländern.« (Michael Weiser im »Nordbayerischen Kurier« vom 24. März 2018)
Im Jahr 2013 erschien im Verlag der Pioniere der Band Semilasso in Afrika, in dem Hermann von Pückler seine Reise durch Algerien und Tunesien beschreibt. Ursprünglich als Solitär geplant, folgt ihm jetzt (bzw. geht ihm inhaltlich voraus) der Teil seiner Reise, der ihn im Jahr 1834 von Bad Muskau nach Toulon führte, von wo aus er im Januar 1835 dann nach Algier übersetzte. Pückler beschreibt darin nicht nur seine Reise durch Franken und Frankreich – nebenbei liefert er einen raffiniert gestrafften Überblick über die Geschichte Europas.
Die erste Station auf seiner »Großen Reise« machte Pückler in Karlsbad, dem Erholungsort der Reichen und Mächtigen der europäischen Staaten im heutigen Tschechien. Die Darstellung gesellschaftlicher Veranstaltungen bleibt stets kurz, ausführlicher fallen die Anekdoten aus den adligen Kreisen Europas aus.
Hermann von Pückler-Muskau um 1841 (nach Franz Krüger). Aus dem Buch »Vorletzter Weltgang« von Hermann von Pückler-Muskau. Das Motiv ist auch als kostenlose Postkarte beim Verlag erhältlich.
Von Karlsbad aus durchquerte er Franken, reiste den Main entlang gen Mainz und querte sodann Nordfrankreich in Richtung Paris. Auf seinem Weg in Richtung Westen – den er zumeist mit Postkutschen zurücklegte – erforschte Pückler Höhlen und Tunnel, besuchte Schlösser und Festungen, Bergwerke und Kathedralen und liefert quasi im Nebenbei eine immer fundierte Beschreibung der darin befindlichen wichtigsten Kunstwerke und Schöpfungen der Ingenieurskunst.
Eigentlich plante Hermann von Pückler, von Le Havre aus eine Reise in die Neue Welt, in die Vereinigten Staaten von Amerika, anzutreten; er sammelte Informationen und knüpfte fleißig Kontakte, um die damals auf Reisen üblichen schriftlichen Empfehlungen zu erhalten – allerdings erfuhr er schon in Franken durch eine Zeitungsanzeige, dass er von einem ihm völlig Unbekannten zum Duell gefordert worden war: Der preußische Offizier Carl von Kurssel fühlte seine Familie durch eine vom Fürsten frei erfundene Geschichte in Tutti Frutti (einem fünfbändigen Werk loser Gedankenschnipsel aus dem Jahr 1834) beleidigt. Für Pückler, der sich dem Duell (seinem achten) selbstverständlich ohne Zögern stellte, bedeutete das eine längere Wartezeit in Paris und eine Reise nach Belgien, um an der preußischen Grenze auf seinen Kontrahenten zu treffen. Durch diese Umstände gezwungen, verpasste er das Schiff, das ihn nach Amerika bringen sollte; unverdrossen schmiedete er neue Reisepläne, auch Russland stand nun auf dem Programm.
Zunächst jedoch nutzte er die Zeit für Ausflüge in Paris und ins nahe Umland. Er begegnete der Familie des Königs Louis-Philippe und traf in den bekanntesten Salons der Stadt viele alte Freundinnen und neue Bekannte. Eine nachdenkliche Episode widmet er dann dem Ausflug nach Belgien, auf dem er nebenbei Lüttich erkundete und die Gießereien in Seraing besichtigt.
Nach dem glücklich überstandenen Duell gelangte er über Paris, das historisch bedeutende Tal der Loire und Bordeaux schließlich nach Tarbes in den Pyrenäen, wo er in der Nähe von Lourdes – nicht zum ersten und ganz sicher nicht zum letzten Mal – einen bezaubernden Ort fand, an dem er sich mit seiner »Schnucke«, seiner Frau Lucie, in ferner Zukunft niederzulassen gedachte.
Bei seiner Erkundung der Täler und Berge der Landschaften der Gascogne reist er gleichzeitig weit zurück in die Geschichte, bis hin zur Zeit der Entstehung des französischen Staatswesens. Sein Aufenthalt in Frankreich beschert uns eine Tour de Force durch die europäische Geschichte – nur 20 Jahre nach Napoléon Bonapartes endgültiger Niederlage bei Waterloo, dessen Einfluss damals noch frisch war und dessen Auswirkungen auf die Staaten Europas wir immer noch täglich begegnen.
Weiter ging es für den Fürsten, immer weiter: Über Carcassonne, Nîmes und Marseille gelangte er schließlich nach Toulon, der Hafenstadt, von der aus er seine Reise rund um das Mittelmeer begann, eine Reise, die, statt der geschätzten 15 Monate, noch über fünf Jahre dauern sollte.
Durch seine Herkunft standen dem Fürsten Türen offen, die kaum ein anderer Reisender mit solcher Leichtigkeit durchschreiten konnte. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass Pückler in Karlsbad und Paris den Adel und wichtige Persönlichkeiten seiner Zeit trifft, ebenso wie es ein Leichtes für ihn ist, bevorzugt durch Höhlen, Schlösser und Fabriken geführt zu werden. Aber auch als einfacher Reisender in Postkutschen, als Wanderer und als Gast in Hotels und Pensionen weiß er unterhaltsam die Menschen zu nehmen, wie sie sind, und allemal eine gute Geschichte dabei zu ernten.
Stationen der Reise des Fürsten Pückler in den Pyrenäen. Karte aus dem Buch »Vorletzter Weltgang« von Hermann von Pückler-Muskau.
Hier können Sie Probekapitel und Buchbesprechungen herunterladen:
»Ein Gärtner auf Reisen« – ausführlicher und sehr sachkundiger Artikel von Martin Hein in der »Gartenpraxis«, Heft 1/2021 (kostenpflichtig)
Bibliografische Angaben und Preise:
Hermann von Pückler-Muskau: Vorletzter Weltgang. Semilasso in Europa.
13,5 x 20,5 cm, 544 Seiten, in Leinen gebunden, im Schutzumschlag. Berlin 2018.
Der Band enthält den vollständigen Umfang der Erstausgabe von 1835 (bestehend aus drei Textbänden), mit drei Karten, einem ausführlichen Register sowie zahlreichen Erläuterungen der historischen Hintergründe und Kurzbiographien der vom Autor erwähnten Personen.
ISBN 978-3-941924-06-2, Preis 39,00 Euro (Deutschland).
Die Preise für den Verkauf in andere Länder betragen: 40,40 Euro nach Österreich und in die restliche EU und 47,00 sFr in die Schweiz.